Weltmarkt für Lithium: Nachfrage wächst, Preise steigen.

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Lithium wird teurer: Russland tritt in das Rennen um das "weiße Gold" ein.
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Weltmarkt für Lithium: Nachfrage wächst, Preise steigen.

Weltweite Lithiumpreise steigen vor dem Hintergrund gestiegener Nachfrage nach Batterien. Russland bereitet sich darauf vor, bis 2026 eine eigene Lithiumproduktion zu starten und bis 2030 auf 28.000 Tonnen pro Jahr zu gelangen. Analytischer Überblick für Investoren.

Die globalen Lithiumpreise zeigen eine neue Wachstumswelle, da die Erwartungen an einen raschen Anstieg der Nachfrage steigen. Anfang Dezember stiegen die Futures für Lithiumcarbonat an der Handelsbörse in Guangzhou auf 13.300 USD pro Tonne - der Höchststand der letzten anderthalb Jahre. An der London Metal Exchange überstiegen die Verträge für Lithiumhydroxid die Marke von 10.000 USD pro Tonne und stiegen im Laufe eines Monats um etwa 6%. Experten führen diese Belebung auf die Aussichten für ein explosionsartiges Wachstum des Marktes für Batterien und Elektrotransport in den kommenden Jahren zurück.

Laut Prognosen von Analysten könnte die globale Nachfrage nach Lithium im Jahr 2026 700 bis 900 Tausend Tonnen (umgerechnet auf reines Metall) erreichen, was ein Vielfaches des Niveaus der Mitte der 2020er Jahre darstellt. Zum Vergleich: Die Internationale Energieagentur schätzte den globalen Lithiumverbrauch im Jahr 2024 auf etwa 220 Tausend Tonnen. Die Streuung der Prognosen ist groß, aber alle sind sich einig, dass der Verbrauch von „weißem Gold“ überdurchschnittlich zunehmen wird. Bis 2030 könnte die jährliche Nachfrage nach verschiedenen Schätzungen 1 bis 2 Millionen Tonnen überschreiten, was den Boom in der Produktion von Elektrofahrzeugen und Energiespeichersystemen widerspiegelt.

Batterien und Elektrofahrzeuge – der Haupttreiber der Nachfrage

Das rasante Wachstum des Einsatzes von Lithium ist in erster Linie auf die Entwicklung der Batterietechnologien zurückzuführen. Rund 80 % des heute produzierten Lithiums gehen in die Herstellung von Lithium-Ionen-Batterien, hauptsächlich für Elektrofahrzeuge. Mit dem Übergang der globalen Automobilindustrie zur Elektromobilität wird die Nachfrage nach Batterien exponentiell steigen. Experten prognostizieren, dass der Markt für „grüne“ Batterien in den nächsten 3 bis 4 Jahren um Hunderte von Prozent wachsen wird. Bis 2028 bis 2030 könnte die jährliche Produktion von Elektrofahrzeugen weltweit 20 bis 25 Millionen Einheiten erreichen, was auch den Lithiumverbrauch auf ein noch nie dagewesenes Niveau treiben wird. Der Hauptverbrauch konzentriert sich in Asien: Etwa 90 % des lithiums Rohmaterials werden in China, Südkorea und Japan in Batterien verarbeitet. Diese Regionen sowie Nordamerika führen bei der Erhöhung der Flotte von Elektrotransport und Energiespeicheranlagen.

Wer produziert Lithium: Weltmarktführer

Auf dem globalen Markt für Lithiumabbau dominieren derzeit einige Länder. Der größte Produzent ist Australien, das bis zu 40 % des weltweiten Primärlithiums ausmacht. Zu den drei führenden Ländern gehören auch Chile und China. Dabei weitet die Volksrepublik China ihre Präsenz in der Branche schnell aus: Das Land investiert in neue Lagerstätten sowohl im Inland als auch im Ausland und kontrolliert etwa 60 % der Kapazitäten zur Verarbeitung von Lithiumrohstoffen. Bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2025 könnte Chinas Anteil am globalen Abbau 28 % erreichen, und laut Schätzungen von Analysten könnte China bis 2026 Australien überholen und zum größten Lithiumlieferanten der Welt werden, wobei es die Führungsposition mindestens bis zur Mitte der 2030er Jahre behaupten kann. Auch andere Akteure erweitern ihre Produktion - beispielsweise werden in Simbabwe und Argentinien neue Projekte umgesetzt. In diesem Wettlauf um das „weiße Gold“ ist die Rolle Russlands bisher minimal, jedoch könnte die eigene Produktion im Laufe der Zeit das Land in den Club der wichtigsten Lithiumproduzenten aufnehmen.

Russland: Abhängigkeit von Lithiumimporten

Trotz des weltweiten Hypes um Lithium existiert die Lithiumproduktion in Russland bisher praktisch nicht. Nur kleinere Mengen (in etwa einigen Dutzend Tonnen pro Jahr) werden als Nebenprodukt im Malyševskoye Lithiumfeld in der Region Swerdlowsk gefördert. Der Großteil des Lithiums, das für die Bedürfnisse der Wirtschaft benötigt wird, stammt aus dem Ausland. Schätzungen zufolge belaufen sich die derzeitigen Lithiumbedarfe Russlands auf etwa 1000–1500 Tonnen pro Jahr (umgerechnet auf reines Metall) – und sie werden vollständig durch Importe aus Lateinamerika und China gedeckt. Dabei wird weniger als die Hälfte dieses Volumens für die Produktion von Batterien im Inland genutzt; der Rest wird in der Herstellung von Spezialschmierstoffen, feuerfesten Keramiken, Glas und anderen Materialien verbraucht.

Diese Abhängigkeit von Importen strategischer Rohstoffe gefährdet die Pläne zur Entwicklung von Hochtechnologiebranchen. Während die führenden Volkswirtschaften der Welt aktiv die Kontrolle über Lithiumressourcen weltweit sichern, beginnt Russland nur damit, den Rückstand bei der Erschließung eigener Reserven des „neuen Öls des 21. Jahrhunderts“ aufzuholen. Im Land gibt es beträchtliche Lithiumressourcen – laut dem Ministerium für natürliche Ressourcen der Russischen Föderation betragen die erkundeten Erzreserven etwa 3,5 Millionen Tonnen Lithiumoxid (entspricht etwa 1,6 Millionen Tonnen reinem Metall). Dieses Potenzial bleibt abzuwarten, bis es in die reale Produktion umgesetzt wird.

Staatliche Strategie: Start der eigenen Lithiumproduktion

Die russischen Behörden haben 2025 klar den Kurs zur Behebung des Rückstands im Lithiumbereich festgelegt. Im Februar beklagte Präsident Wladimir Putin auf dem Forum „Technologien der Zukunft“ öffentlich, dass die Lithiumproduktion im Land bisher nicht etabliert ist – obwohl alle Möglichkeiten vorhanden sind und eine Produktion bereits vor 10–15 Jahren beginnen konnte. Am 1. November wies er die Regierung an, innerhalb eines Monats einen „Fahrplan“ für die langfristige Entwicklung der Gewinnung und Produktion seltener und seltener Erdenmetalle (einschließlich Lithium) zu genehmigen. Der Ministerpräsident Michail Mischustin wurde als Verantwortlicher benannt, was die Priorität dieses Themas unterstreicht.

Konkrete Ziele wurden ebenfalls formuliert. Laut den Plänen des Ministeriums für natürliche Ressourcen sollte Russland bis 2030 jährlich mindestens 60.000 Tonnen Lithiumcarbonat produzieren – dies entspricht etwa 28.000 Tonnen reinem Lithium pro Jahr. Die Umsetzung solcher Volumina würde es ermöglichen, die internen Bedürfnisse des Landes nach dem Metall vollständig zu decken und sogar ein Exportreservoir zu schaffen. Schätzungen des Ministeriums für Industrie und Handel zufolge wird es etwa sechs Jahre dauern, um eine vollständige „Importunabhängigkeit“ im Bereich Lithium zu erreichen – so wird bis 2030 mit einer Selbstversorgung des russischen Marktes mit eigenen Lithiumrohstoffen gerechnet.

Schlüsselprojekte zur Lithiumförderung in Russland

Zur Erreichung der genannten Ziele sind bereits mehrere Investitionsprojekte in aussichtsreichen Lagerstätten gestartet oder geplant:

  • Kolmozerskoye (Oblast Murmansk) – das größte Lithiumfeld des Landes (ca. 19 % der gesamten Reserven Russlands). Es wird von dem Gemeinschaftsunternehmen „Polar Lithium“ (Nornickel und die Bergbauabteilung der staatlichen Corporation Rosatom) erschlossen. Der Beginn der Rohstoffförderung ist für 2028 geplant, und die Erreichung der Projektkapazität wird für die Jahre 2030-2031 erwartet, mit einer Produktion von bis zu 45.000 Tonnen Lithiumcarbonat und -hydroxid pro Jahr.
  • Polmostundrovskoye (Oblast Murmansk) – eines der größten Lithiumfelder auf der Kola-Halbinsel. Die Lizenz für die Erschließung wurde von AO „Khalmek“ und PJSC „Krasnojarsk Chemical and Metallurgical Plant“ (Projekt „Arktisches Lithium“) erhalten. Die Pilotförderung begann im Jahr 2023, und bis 2026 ist eine Steigerung der Förderung auf 20.000 Tonnen Lithiumcarbonat pro Jahr geplant.
  • Tastygskoye (Republik Tuwa) – ein großes Lithiumfeld (ca. 600.000 Tonnen Lithiumoxid). Es wird von der Firma „Elbrusmetall-Lithium“ (Teil der staatlichen Corporation Rostec) erschlossen. Die Lizenz wurde 2023 erhalten, der Bau der Straße und des Bergbauverarbeitungswerks ist im Gange. Geplant ist, dass das Unternehmen in den Jahren 2027-2028 mit der Herstellung von Lithiumerzkonzentraten (mit begleitenden Niob, Tantal und Zinn) beginnt, die dann in Lithiumcarbonat in russischen Anlagen verarbeitet werden. Das Projekt zielt darauf ab, bis 2030 bis zur Hälfte des inneren Bedarfs des Landes zu decken.
  • Kovykta (Oblast Irkutsk) – ein innovatives Projekt zur Lithiumförderung aus unterirdischen Solevorkommen im Kovykta-Gas-Kondensatfeld. Es wird mit Beteiligung von PJSC „Gazprom“ und der Irkutsk Oil Company umgesetzt. In den Jahren 2022-2023 wurde die Technologie zur sorptiven Lithiumextraktion entwickelt, und es wird eine Versuchsproduktionsanlage vorbereitet. Bei erfolgreicher Technologieumsetzung wird geplant, bis zum Ende des Jahrzehnts Lithiumcarbonat aus lithiumhaltigen Solevorkommen von Kovykta zu produzieren.

Perspektiven: Russland auf der Lithium-Weltkarte

Die Umsetzung der geplanten Projekte könnte die Position Russlands in der globalen Lithiumindustrie grundlegend verändern. Mit einer Produktionshöhe von etwa 28.000 Tonnen pro Jahr bis 2030 würde das Land zu den bedeutenden Lithiumproduzenten zählen (zum Vergleich: 2024 würde dies über der jährlichen Fördermenge in Simbabwe oder Argentinien liegen). Dieser Sprung würde nicht nur die Abhängigkeit des heimischen Marktes von Importen beseitigen, sondern auch die Rohstoffbasis für die Entwicklung eigener Hochtechnologiebranchen stärken. Im Land werden bereits Lithium-Ionen-Batteriefabriken aufgebaut – zum Beispiel soll das Werk von Rosatom zur Produktion von Batteriezellen in der Region Kaliningrad 2025 in Betrieb gehen. Der Zugang zu eigenen Rohstoffen und einem kompletten Zyklus von „Erz – Batterie“ würde es Russland ermöglichen, Kosten und Risiken in einer sich als entscheidend erweisenden Wertschöpfungskette im Bereich Elektromobilität und Energie zu senken.

Für Investoren eröffnet die Schaffung der Lithiumbranche in Russland neue Chancen. Großunternehmen wie Nornickel, Rosatom und Gazprom sind in die Abbauprojekte involviert, was auf die Ernsthaftigkeit der Absichten und die Unterstützung auf höchster Ebene hinweist. Die staatliche Beteiligung und die strategische Natur der Programme verringern die Risiken für Investoren, die an diesem neuen Segment interessiert sind. Sicherlich wird vieles vom erfolgreichen Start der Produktion und der weltweiten Marktlage abhängen, die bisher volatil bleibt. Dennoch erscheint der Entschluss Russlands, einen angemessenen Platz auf der Lithium-Weltkarte einzunehmen, als Schritt zur Diversifizierung der Rohstoffbasis und zur Stärkung der technologischen Souveränität des Landes vor dem Hintergrund des globalen Wettlaufs um Ressourcen für die „grüne“ Wirtschaft.


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